Das Wort zum Sonntag statt Krisenmanagement




Das Wort zum Sonntag statt Krisenmanagement

18.03.2020
Seit mehreren Wochen grassiert das Corona-Virus in Deutschland. Jeder, der einigermaßen die Zahl der Ansteckungen in China verfolgt hatte, konnte leicht erkennen, dass diese sich wie eine Exponentialfunktion verhält. China hat durch rigorose Maßnahmen die Epidemie einigermaßen in den Griff bekommen. Das Virus hat sich dann verbreitet, z.B. nach Taiwan, Japan, Süd-Korea oder auch Thailand. Die Regierungen dieser Länder haben schnell und konsequent gehandelt und den exponentiellen Verlauf der Infektionszahlen einigermaßen schnell unter Kontrolle bekommen. Man muss den verantwortlichen Regierungen dieser Länder ein Lob aussprechen. In Sorge um die Gesundheit ihrer Bevölkerung haben sie sehr gutes Krisenmanagement betrieben.

Wie steht es damit bei uns in Deutschland? Die Bundesregierung hat das Problem seit mehreren Wochen abgewiegelt und kleingeredet. Mir ist noch das Wort von Jens Spahn im Ohr, dass wir bestens gerüstet seien. Man muss nicht unbedingt von unseren Politikern erwarten, dass sie sich mit Exponentialfunktionen a uskennen. In der Regel können sie außerhalb der Politik keinerlei oder nur sehr wenig Berufspraxis vorweisen und konnten in Folge dessen auch nicht über besondere Verantwortung für Personal oder Anlagen verfügen.

Was man aber von Personen, die in Verantwortung für unser Land stehen, erwarten muss, ist eine nüchterne Analyse einer Krise, die in China begann und sich verbreitete. Andere Länder, wie die oben genannten waren in der Bekämpfung sehr erfolgreich. In Deutschland ist der exponentielle Verlauf der Ansteckungen noch längst nicht gebrochen. Woran es liegt ist klar. Man hat nicht aus den Erfahrungen dieser Länder gelernt oder wollte oder konnte nicht lernen und hat nicht vergleichbare Maßnahmen frühzeitig ergriffen.

Ärzte beklagen fehlende Schutzkleidung, Desinfektionsmittel sind für normale Bürger schon längst nicht mehr zu kaufen, Apotheken, die jetzt theoretisch selber Desinfektionsmittel herstellen dürfen können es nicht, weil notwendige Substanzen fehlen, Schutzmasken sind schon lange nicht mehr zu haben und.. und … und….. Mit zwei Monaten Vorbereitungszeit sollte so etwas in einem industrialisierten Land eigentlich nicht vorkommen, wenn man sich wirklich vorbereitet hätte. Man kann im Vergleich zu den o.g. Ländern nur folgern, das wir bzw. die Bundesregierung NICHT unzureichend vorbereitet war und nur halbherzig reagiert hat. Die Bundesregierung handelt nicht, was ein hervorstechendes Merkmal der Merkelschen Politik ist, sondern sie lässt sich treiben und ergreift erst dann scheibchenweise einzelne Maßnahmen, wenn diese in Nachbarländern schon umgesetzt sind.

Damit komme ich wieder auf die Lebensläufe verantwortlicher Regierungsmitglieder oder sonstiger Provinzpolitiker zurück. Wem aus der politischen Führungsriege ist ein verantwortungsvolles Krisenmanagement zuzutrauen? Aus dem politischen Herumgeeiere der letzten Jahre hätte man folgern können, dass niemand unserer politischen Führung dazu in der Lage ist. Jetzt hat man einen stichhaltigen Beweis, dass Merkels salbungsvolle, nichtssagende Allgemeinplätze in einer Fernsehansprache kein verantwortungsvolles Krisenmanagement ersetzen.

Nie habe ich Helmut Schmidt so sehr vermisst wie heute.