Es sind die Trolle


02.01.2017
Der Bundestagswahlkampf rückt näher, was alleine an der zunehmenden Zahl von Artikeln in "Die Welt" zu erkennen ist, in denen auf indirekte Weise für die CDU bzw. Merkel geworben wird. Nachdem offensichtlich auch den Redakteuren dieser Zeitung dämmert, dass die Stimmung in der Bevölkerung immer stärker gegen die CDU und gegen Merkel ausschlägt, werden Ausreden oder falsche Schuldzuweisungen gesucht. Ein Satz in der online Veröffentlichung Anti-Merkel-Allianz-laeuft-sich-im-Netz-warm lautet: "Angela Merkel ist zum Symbol für Europas offene Gesellschaft geworden. Internet-Trolle hetzen deswegen gegen sie." Diese Scheinthese wird durch Statistiken untermauert, nach denen die meisten Angriffe aus dem Ausland kommen, hauptsächlich in englischer Sprache. So einfach ist Analyse.

Zunächst einmal sollte sich die Autorin Stefanie Bolzen die Frage stellen, warum Merkel angegriffen wird. Sie als Symbol für Europas offene Gesellschaft darzustellen ist ebenso absurd, wie Putin als friedfertig zu bezeichnen. Das Öffnen der Grenzen unter Bruch der Dublin-Verordnungen und Schengen-Vertrages steht zunächst einmal nicht für eine offene Gesellschaft sondern für weitere Vertragsbrüche, die charakteristisch für Merkel sind. Andere Länder fühlten sich durch diese Rechtsbrüche verletzt oder zumindest übergangen. Die Bürger anderer Länder, und das gilt besonders für Großbritannien, haben inzwischen das Gefühl entwickelt, durch Vertragsbrüche würde sich die Bundesregierung und damit besonders Merkel, als absolutistischer Herrscher über die Ordnung Europas aufschwingen. Gerade dieser Punkt hatte sehr schwerwiegende Folgen. Es ist inzwischen unstrittig, dass die Entscheidung der britischen Wähler aus der EU auszutreten, durch Merkels Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen geradezu befeuert wurde.

Es gibt weitere Gründe für die Ablehnung Merkels. Von Griechenland, wo Merkel sehr verhasst ist, braucht man erst gar nicht zu reden. Es geht den Bürgern in Südeuropa relativ schlecht. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch und die Jugendarbeitslosigkeit geradezu katastrophal. Der Grund liegt ganz einfach am Euro, der für Südeuropa zu stark und für Deutschland zu schwach ist. Es ist daher anzunehmen, dass viele der Angriffe auf Merkel aus Ländern der Euro-Staaten und aus Großbritannien kommen.

Anstatt mehrere Gründe für die massive Kritik an Merkel aufzuführen, auf Stichhaltigkeit zu überprüfen und dann zu bewerten, macht man es sich bei der Welt sehr einfach. Jetzt sind es die Trolle, wahrscheinlich von dunklen Mächten finanziert, die Merkel und der CDU Schaden zufügen wollen. Das ist auch eine Art von Fake News, in denen Verschwörungstheorien eine kritische Auseinandersetzung mit Merkels unseriösem Regierungsstil ersetzen.

Die Autorin Stefanie Bolzen braucht sich nicht zu grämen. Es soll ja ein Wahrheitsministerium geschaffen werden, um endlich die sozialen Medien unter Kontrolle zu bekommen. Man muss leider auch bei diesem Text mal wieder vermuten, als begreifen sich deutsche Journalisten eher als Erzieher anstatt als Berichterstatter. Denn diese o.g. Gesichtspunkte zu den Angriffen auf Merkel außer Acht zu lassen, kann kein Versehen oder Nachlässigkeit sein.

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